Um 11.30 Uhr sprangen Gerardo, Patrick und ich aus 2.000 m Höhe bei schönstem Wetter und leichtem Wind direkt über dem Gefängnis Bellavista ab. Ich hatte mein vor 6 Jahren gegebenes Versprechen also wahr gemacht! Nach einem wunderschönen 5 Minuten Flug am Fallschirm, drehte ich in 500 m einige Kreise direkt über dem Gefängnis und winkte den Gefangen zu. Lautes Jubeln drang bis zu mir nach oben durch und alle winkten zurück. Der wohl ergreifendste Moment dieser Kolumbienreise.
Unmittelbar nach der Landung wurde ich von Kameras umringt und es begrüßten mich der General der Gefängnisadministration von ganz Kolumbien und der für diese Region zuständige Oberst. Sie waren extra gekommen, denn mit diesem symbolischen Sprung für den Frieden in Kolumbien wurde gleichzeitig “Justicia Restaurativa” ein Art Täter – Opfer Rehabilitations-Programm landesweit gestartet. Jeanine Brabon eine Missionarin, die ich bereits von meinem letzten Aufenthalt her kannte, half mir meine Antworten auf die Fragen der Journalisten zu übersetzen. Im Anschluss gab es dann noch eine Pressekonferenz im Gefängnis Bellavista selbst, bei der einige Gefangenen und Opfer über Ihre Erfahrungen “Justicia Restaurativa” berichteten. Da sprach unter anderem eine Mutter die 7 Ihrer Kinder im Straßenkrieg von Medellin vor vielen Jahren verloren hatte und die durch den Glauben Gottes und der Bitte um Vergebung der inzwischen christianisierten Täter wieder Kraft im Leben fand. Einer der hier nun anwesenden Gefangenen hatte vor langer Zeit ihre Tochter ermordet. Sie ging auf ihn zu, umarmte ihn und vergab ihm den Mord an ihrer Tochter. Es war für mich unglaublich, was diese Frau, in diesem Moment den Tränen nahe, tat. In Worten nicht zu fassen.