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    Stuttgarter-Nachrichten vom 22.07.2002

Die Meister fallen vom Wahrzeichen

Beim Basejump Sommerfest am Fernsehturm
begeistern die Fallschirmspringer

In kurzen Abständen klettern sieben gelbgekleidete Figuren um die Aussichtsplatte des Stuttgarter Fernsehturms herum und stürzen sich Hals über Kopf in die Tiefe. Lebensmüde? Im Gegenteil: Im Hals-über-Kopf-in-die-Tiefe-Stürzen sind sie Profis - die sieben Fallschirmspringer um Klaus Renz springen beim Basejump Sommerfest.

VON BIANCA WINZE

Bereits zum zweiten Mal veranstalteten der Möhringer
Fallschirmweltmeister Klaus Renz und der Südwestrundfunk (SWR) das Basejump Sommerfest am Stuttgarter Fernsehturm. Beim Basejumpspringen stürzen sich wagemutige Menschen von hohen Gebäuden. "Das war mein absoluter Traum, einmal vom Wahrzeichen Stuttgarts, dem bekanntesten Fernsehturm der Welt, herunterzuspringen", sagt Renz. Vergangenes Jahr machte den Veranstaltern das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Wind und Regen vergraulten die Zuschauer und ließen die Sprünge zu gefährlich werden. Aber Renz und der SWR waren sich einig: "Wir machen die Veranstaltung in diesem Jahr einfach noch mal." Und pünktlich zur Neuauflage des Ereignisses strahlt die Sonne.

An die 5000 Zuschauer verfolgen das Geschehen. Punkt 17.30 Uhr ist es, bereits zum dritten Mal an diesem Tag, wieder so weit - die Springer aus Holland, der Schweiz und Deutschland fahren mit dem Fahrstuhl empor. Auf der Aussichtsplattform des Fernsehturms stehen sie in Reih und Glied. Das Gitter wurde zum Springen entfernt. "Wir befinden uns nur eine Sekunde im freien Fall", erklärt Klaus Renz, "dann müssen wir sofort den Fallschirm öffnen." Selbst dann ist noch nichts in trockenen Tüchern. Denn die Landung hat es in sich. 150 Meter weiter unten müssen die Springer auf dem kleinen Parkplatz landen. Ringsherum Bäume und Gebüsch. "Wenn einen da eine Böe erwischt, kann"s schon mal ungemütlich werden", weiß Renz.

Als Erster ist der Möhringer an der Reihe, die Zuschauer am Boden halten den Atem an, recken die Köpfe in die Luft. Renz hat sich in die richtige Position gebracht - und los geht"s. Einen Augenblick später öffnet sich mit einem lauten Ruck der Fallschirm. Nach 20 Sekunden steht Renz wieder sicher unten.

Der nächste Springer ist an der Reihe, ganz so viel Glück hat er nicht. Der Wind packt ihn - er landet zwischen den Bäumen. Die entsetzten Gäste sind bald beruhigt - weder dem Sportler noch dem Schirm ist etwas passiert. Auch wenn ein Meister vom Himmel fällt, ist ein Risiko dabei.

"Unglaublich", sagt die neunjährige Christina mit großen Augen, "ich war total aufgeregt, als der da runtergesprungen ist." Nach einer halben Stunde stehen alle Springer wieder auf der Erde. Das Adrenalin pendelt sich langsam wieder im Normalbereich ein, und die Zuschauer widmen sich wieder den anderen Vergnügungsmöglichkeiten. Währenddessen packt Klaus Renz seinen Fallschirm zusammen und ist mit seinen Gedanken schon beim nächsten Highlight: "Ich möchte von der Eigernordwand springen", erzählt er. Das hat einen Vorteil: Dort stehen wenigsten keine Bäume in der Nähe.
 


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