Meine Vermutung mit unserem Flugzeug war richtig. Es wurde auf keinen Fall fertig, und zum Glück hatten meine beiden Mitspringer und Organisatoren eine Plan B und C im Kopf. Kurzfristig wurde eine andere Maschine gechartert. Um 11.30 Uhr hoben wir dann mit der Plan B Cessna ab und überquerten in ziemlich niedriger Höhe Medellin talauswärts. Ein grandioser Blick auf die Millionenstadt bot sich mir, als ich aus der offenen Türe schaute. Nach wenigen Minuten Flug sah ich dann auch "Bellavista". Die klaren Umrisse der Mauern und die Zellenblocks waren überdeutlich zu erkennen, und ich war froh, dass ich hier oben und nicht da unten war. Entlang der Bergkante stiegen wir in Anbetracht der Höhe von Medellin (ca. 1.500 m über dem Meeresspiegel) nur sehr langsam. Der wolkenverhangene Himmel hatte sich aufgetan, und es schien ab und zu die Sonne. Auf 3.000 m Höhe hatten wir nur noch Null Grad. Gerardo sollte mit meiner Helmkamera springen, Edwin und ich wollten im freien Fall die kolumbianische Flagge halten. Mit dem üblichen "Ready-Set-Go" sprangen wir um kurz nach 12.00 Uhr ab. Bis wir die Fahne komplett entfaltet hatten, vergingen ungefähr 10 Sekunden, aber dann blieben mir ein paar Sekunden, den Sprung mitten über der Stadt Medellin zu genießen. Ein endloses Häusermeer, eingebettet zwischen den Bergen lag unter mir. Gerardo filmte und fotografierte aus allen Lagen und umschwirrte uns wie ein Biene den Honig. In 1.500 m gab ich Gerardo das Zeichen zum Ziehen seines Fallschirmes. Als er diesen öffnete, ließ ich die Fahne los. So war alles vorher vereinbart, und es klappte wunderbar. Noch während ich mich im freien Fall von Edwin wegbewegte, sah ich wie auch er den Fallschirm öffnete. Dann leitete auch ich nach ein paar weiteren Sekunden die Öffnung ein und hing am Fallschirm. Es war geschafft!!!! Sieben Kontinente in einem Jahr!!! Die Landung war nur noch Formsache. Auch am Schirm schoss Gerardo tolle Bilder und Videoaufnahmen. Das Landegelände war die Strasse vor dem Edificio Intelligente, einem modernen Bürogebäude. Mit einer letzten Kurve schwebte ich die Straße entlang und setzte supersanft auf und sofort kamen die Reporter und Fernsehkameras. Ich aber konnte zuerst mein Glück über diesen gelungenen Abschluss meiner "Seven Continent Skydive - World Tour 2000"; kaum fassen. Diese Leistung müsste eigentlich für den Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde reichen. Ca. 6 Journalisten und 5 verschiedene Fernsehsender waren anwesend. Im Interview erwähnte ich natürlich, dass dieser Sprung dem Frieden in Kolumbien, Prison Fellowship International und den Insassen von "Bellavista" gewidmet war. Wie sehr sich die Gefangenen darüber gefreut hatten, dass ich ihnen u.a. den Sprung widmete, hatte ich erst später erfahren.
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