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300ER-WELTREKORD


Alle Maschinen waren voll besetzt und rollten zur Startbahn. Mit einem kurzen Blick, den ich durch die kleinen Fenster unserer Maschine hatte, konnte ich sehen, wie die anderen Flugzeuge in einer Linie dicht hinter einander aufgestellt auf das Zeichen zum Take Off warteten. Als die Motoren volle Leistung gaben und wir los rollten, stieg mein Adrenalin. Ab jetzt wird jeder Sprung noch schärfer gewertet und Fehler nicht mehr verziehen. Immer wieder schoss mir der Gedanke „Was, wenn ausgerechnet du einen Fehler machst“, durch den Kopf. In 3.500 m bekamen wir das Zeichen unsere Helme aufzusetzen, um mit Sauerstoff für den Rest des Steigfluges versorgt zu werden. Über eine Versorgungsleitung, die auf der Rückseite unserer Helme angeschlossen wurde, floss der Sauerstoff über zwei kleine Schläuche, die unter den Polstern verlegt waren. Über die Nasenkanüle mit zwei Ausgängen, die man so anbrachte, dass sie kurz unterhalb an der Nase anlagen, nahmen wir diesen dann beim Einatmen mit auf. Die kleinen Fenster eisten auf dem Weg nach oben ganz langsam zu. Einmal konnte ich noch drei Verfolgermaschinen erkennen. Sie kleben uns fast an unserem Flügel, so nah und eng flogen sie bei uns.

Ungefähr 50 Minuten waren wir unterwegs, bis das Zeichen „Zwei Minuten“ gezeigt wurde. Eine verbale Kommunikation ist aufgrund des lauten Motorengeräusches fast nicht möglich. Die Integralhelme sind für die Akustik ebenfalls eher hinderlich, und so schaut jeder auf die vereinbarten Zeichen. Bei „einer Minute“ klappten wir die Bänke hoch und knieten uns hin. Jetzt war es gleich soweit, dachte ich, und du springst mit 300 Rekordsüchtigen in den Himmel. Die sich öffnende Türe des Führungsflieger war das Zeichen, dass es los ging. Auch die Rolltüre bei uns wurde hochgeschoben und die ersten Springer kletterten raus. Alle anderen nahmen dicht aneinander gedrängt ihre Position ein. Erst kurz davor trennten ich und auch die anderen sich von ihrem Sauerstoffschlauch und klappten die Visiere der Helme zu. Wann es eigentlich losgeht, wussten nur die vier, die außerhalb der Maschine Aufstellung genommen hatten und sich bei rund 170 km/h Absetzgeschwindigkeit der Maschine festhielten. Ganz nebenbei sei noch die Temperatur von minus 25 Grad Celsius erwähnt. Sobald sie sahen, dass aus dem Führungsflieger einer absprang, ließen auch sie los. Wir anderen folgten dicht gedrängt. Jede Sekunde, die einer später rauskam, war das Flugzeug schon wieder ca. 50 m weiter weg, und er musste diese zusätzliche Strecke zurücklegen. Das kostet Zeit, und genau die ist mehr als knapp. Als ich endlich draußen war, sah ich die 4er-Basis auf selber Höhe, jedoch einige Meter links von mir entfernt. Rasch dockten die ersten Springer an, und ich versuchte mich zu orientieren. Meinen Sektor weiß hatte ich gefunden, aber wo war mein Vordermann, dem ich folgen sollte? Ich konnte ihn einfach nicht finden. Wertvolle Sekunden verstrichen. Also flog ich im meine Position und wartete. Zuerst kam Dave rechts von mir und nahm einen Griff an meinem Arm. Dann einige Sekunden später schob sich Tom an meiner linken Seite nach vorne. Er war sehr langsam und vorsichtig geflogen und verlor dadurch viel Zeit, erzählte er mir später. An seinem rechten Bein hatte ich meinen Griff zu nehmen, was ich tat.
 


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