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Als wir über den kleinen Hof liefen, erklärte mir Jeannine, dass dies hier die im Buch erwähnte Stelle ist, auf dem sie mit den Köpfen von ermordeten Häftlingen Fußball gespielt haben. Das ist wirklich die traurige Wahrheit, die sich hier noch vor nicht einmal 10 Jahren abspielte. Elkin, ein ehemaliger Gefangener, der heute als Pastor arbeitet, erzählte mir dies ebenfalls vor ein paar Tagen. Er saß zu dieser Zeit hier ein und hatte diese schlimme Zeit miterlebt.
Im Treppenhaus standen ein paar Spielautomaten und überall lagen oder saßen die Insassen dichtgedrängt auf dem Boden oder auf Steinbänken. Wir mussten in das zweite Obergeschoss. Auf dem Weg nach oben kam die nächste Schauergeschichte, die leider auch bittere Wahrheit ist. Hier im Treppenhaus warfen sie einfach die ermordeten Mitgefangenen herunter, und das Blut lief in Strömen über Treppen. Endlich kamen wir durch den schmalen Korridor auf die Zelle zu. Der Korridor ist nachts Schlafplatz für viele Gefangene, die sich kein Bett "kaufen" können. Alles hier drin geschieht nur mit Geld, das an den Cacique zu bezahlen ist. Wer hier ohne Geld einsitzt, hat weder ein Bett noch andere Begünstigungen zu erwarten. Wir betraten die Zelle, die in mehrere kleine "Räume" geteilt ist. Ich konnte zunächst 4 Parzellen mit jeweils 2 x 2 m entdecken. Unterteilt waren diese durch Holzbeschläge, und herabhängende Decken. In einer Höhe von ca. 1,60 m wurden notgedrungen aus Holz Decken eingezogen, um darüber auf minimalstem Raum weitere Schlafplätze zu schaffen. Diese Miniräume waren jedoch nur 60 cm hoch. Im Durchschnitt hat hier jeder nur 1,5 qm zum Schlafen und Leben. Es war unendlich heiß hier drin, und die Luft war zum Schneiden schlecht. Die meisten der ca. 20 Männer waren kaum älter als 25 Jahre und lagen mit ihren tätowierten Oberkörpern in der Zelle. Nach wenigen Minuten kamen sie in den kleinen "Zweier-Raum" von Horacio, wo wir uns auf den beiden Pritschen niedergelassen hatten. Wo ich saß, wurden zu schlimmsten Zeiten schon mehrere Gefangene ermordet, zerstückelt und in Plastiktüten in den Abfall geworfen, erzählte uns der 22-jährige Horacio und Jeannine, die seit 15 Jahren hier ein- und ausgeht, bestätigte dies. In den folgenden 30 Minuten erzählten mir einige, wie sie ihren Weg zu Jesus gefunden haben und ihn in ihren Herzen aufnahmen. Es war ergreifend ihnen zu zuhören, und der enge, stickige Raum tat sein übriges dazu. Jeannine, die zweisprachig englisch und spanisch aufgewachsen ist, übersetzte die ganze Zeit. Sie alle wussten von meinem geplanten Fallschirmabsprung hier im Gefängnis und konnten es kaum fassen, dass ein Weltmeister sich aus ihrer Sicht "herablässt" zu ihnen in das Gefängnis und dann sogar noch in die Höhle des Löwen, bis in die Zelle zu kommen. Ich erklärte ihnen, dass ich ein Mensch aus Fleisch und Blut bin, wie sie auch. Natürlich stellten sie viele Fragen über mein Leben, meine vielen Fallschirmabsprünge und warum ich gerade diesen Ort als Ende der "Guinessrecord-Tour", wie sie es nannten, gewählt habe. Ein weiteres Mal erklärte ich die Hintergründe meiner Wahl für das Land und "Bellavista". Dann fingen sie an und sangen ein Gospel-Lied für mich. Obwohl ich nicht verstand, um was es in dem Lied ging, war ich zu tiefst ergriffen. Um mich herum saßen 300 Jahre Gefängnisstrafe, vielfache Mörder, Killer und sie sangen für mich ein Lied. Als sie anschließend noch für mich beteten, kämpfte ich wirklich innerlich mit meinen Gefühlen. Mit welcher Kraft und Würde trugen diese Menschen hier ihr zweifelsohne selbstverschuldetes Schicksal und sangen, beteten und sorgten sich noch um jemanden anderen. Als wir später wieder in der Kapelle waren, traf ich einen weiteren "Führer" der Christen. Er war Bodyguard und "Sicarro" (Killer) in einem Drogenkartell. Er unterrichtet heute in der internen Bibelschule der Anstalt und hatte noch 15 Jahre hier drin vor sich. Wenn er hier rauskommt, wird er sofort untertauchen müssen, da er so viele Feinde hat, die ihn sofort umbringen würden. Obwohl er keinen Schulabschluss hatte, unterrichtete er das Wort Gottes und hatte vielen anderen hier drin, Lesen und Schreiben beigebracht. Er war nur ein Beispiel von vielen, das ich hier kennenlernte.


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