Das Geschehen auf den Straßen Kolumbiens wird auch heute noch aus den Gefängnissen geleitet. Die Macht der Bosse hier drin beschränkt sich keinesfalls auf die Mauern, die das Ende der Freiheit bedeuten. Dass dies auch positiv genutzt wird, zeigt u.a. ein Friedensprozess, der aus den Gefängnismauern heraus gesteuert wird.
Ich bin sehr weit von meinem Bericht über die Vorbereitungen zum Südamerikasprung abgeschweift, aber es war mir nicht möglich diese Erfahrungen und das Erlebte einfach nur so für mich zu behalten. Es ist mir vermutlich auch nicht gelungen, alles so zu schildern, damit es jedem verständlich ist. Wer aber nur annähernd sich in die Situationen versetzen kann, in denen ich war, der wird die innere Achterbahnfahrt meiner Emotionen verstehen können. Der einfache Besuch meiner Person in der Zelle gab den Gefangenen Hoffnung, Kraft und Zuversicht, berichtete mir Jeannine ein wenig später. Ich werde ihnen wohl lange in Erinnerung bleiben, und dies wird meinerseits nicht anders sein.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit besichtigten wir dann noch den geplanten Landeplatz im Zentrum Medellins. Die beiden Brüder Edwin und Gerardo Neira organisierten den Sprung. Sie betreiben einen kleinen Sprungplatz ca. 1 _ Autostunden von Medellin. Bei der Ortsbesichtigung, keine 20 Stunden vor dem Sprung auf einen öffentlichen Platz, hatten sie jedoch nur eine Genehmigung der Flugsicherung. "No problem" versicherten sie uns auf die Frage nach der Zustimmung der städtischen Behörden. Es sei schließlich ein öffentlicher Platz, und da kann jeder machen, was er will. Na, wenn das mal gut geht.
Freitag, 17. November 2000, Medellin / Kolumbien
Heute war bereits um 8.00 Uhr ein Live-Interview im Radio geplant, aber das fand dann auch erst um kurz nach 8.30 Uhr statt. Schon zuvor hörte ich die Ankündigung meines Sprunges in einer kurzen Einblendung.
Um 10.00 Uhr traf ich mich mit Gerardo und Edwin Neira, meinen beiden kolumbianischen Springern, die das Genehmigungsverfahren abwickelten und das Flugzeug organisierten. Mit ihnen fuhr ich auch zum nahe gelegenen Flugplatz. Als wir zum Hangar kamen, sah ich, dass einige Mechaniker am Motor schraubten und ein anderer am Vorderrad. Es sah wirklich nicht so aus, als ob der Flieger in den nächsten 30 Minuten fertig sein würde. Leichte Nervosität machte sich breit. Als ich dann auch noch auf der Landebahn am anderen Ende der Piste ein kleines Flugzeug mit eingeknicktem Bugrad liegen sah, trug dies nicht gerade zur Beruhigung bei. Die kleine Maschine musste soeben gelandet sein, und dabei einen Schaden am vorderen Rad davon getragen haben.
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