Mittwoch, 15. November 2000
Nach einem schönen Frühstück bei Lacides und seiner Familie fuhren wir gegen 10.00 Uhr zum Gefängnis "Bellavista", wo ich eigentlich abspringen sollte. Selbst der Besuch des Generals von INPEC, der kolumbianischen Gefängnisverwaltung am Tag zuvor in Bogota, konnte keine positive Erlaubnis erzielen. Die Situation, ausgelöst durch die Revolte im Gefängnis "La Modello", eine Woche vor meiner Ankunft, war in vielen Gefängnissen noch immer sehr angespannt und von Gewalt geprägt. Obwohl "Bellavista" nicht von der Revolte betroffen war bestand keine Chance für den Sprung, da man nicht für meine Sicherheit garantieren konnte. Man stelle sich folgendes unglaubliches vor. Die inhaftierten Bandenchefs im Gefängnis, vier an der Zahl, arbeiten sehr eng mit PFI und der Gefängnisverwaltung zusammen. Sie alle hatten in einem Schriftstück persönlich für mein Sicherheit bei dem Absprung im Gefängnis garantiert, da auch sie mit dem Sprung ein Zeichen des Friedens setzen wollten.
"Bellavista", in dem vor weniger als 10 Jahren noch monatlich zwischen 30 und 50 (!!!) Häftlinge innerhalb der eigenen Mauern ermordet wurden, in dem mit den Köpfen von Ermordeten Fußball gespielt wurde (!!!), hat durch die Arbeit von PFI einen einzigartigen Wandel erlebt. In Bibelstunden, christlichen Seminaren, medizinischer Versorgung in den Gefängnissen, Betreuung von Angehörigen, Präventivmassnahmen durch Jugendprojekte, Nachsorge von entlassenen Häftlingen und vieles mehr leisten die Mitarbeiter von Prison Fellowship International in derzeit 88 Ländern aktive Hilfe. Dies geschieht oftmals unter Entbehrung jeglichen Privatlebens und Einsatz aller verfügbarer Kraft. Auch Morddrohungen gegen Pastoren und Missionare von PFI sind keine Seltenheit. Die christlich humanitäre Gefangenenhilfsorganisation wurde 1975 gegründet und leistet aus meiner sehr eingeschränkten Sicht beispiellose Arbeit.
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