Auf einer Treppe nach oben schüttelten wir viele Hände, aber es gab auch finstere Gestalten, die uns beobachteten. Ich konnte nicht gerade behaupten, dass ich völlig locker war. Zu extrem waren die Gegensätze meines Lebens und das der Menschen hier drin. Im ersten Stock eines Gebäudes, gegenüber der Schlosserei, war die Kapelle, ein einfacher Raum, der weiß gestrichen ist. Ausgestattet mit einem kleinen Podium und Bestuhlung für 40 Personen, ist dies wirklich ein Ort des Friedens, im Vergleich zum Innenhof. Alle hier drin hatten Jesus in ihrem Herzen aufgenommen und waren gläubige Christen. Einige von ihnen erzählten uns, wie sie zu Gott durch andere Mitgefangene gefunden hatten. Sie nahmen an Bibelkreisen teil, wurden in Religion unterrichtet und hatten wirklich eine Änderung ihres Lebens vorgenommen. Es war fast nicht zu glauben, dass diese jungen Männer, die meisten sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, Mörder oder Dealer gewesen sind. Auch hier wurde ich wieder mit "El Campeon" begrüßt und schüttelte viele Hände. Da ich eigentlich kein spanisch spreche, passierten in der Verständigung natürlich auch einige kleine Pannen. Als ich mich mit zwei Männern unterhielt, sagte mir der eine, er sei 27 Jahre alt, und der andere gab mir zu verstehen, dass er 42 sei. Ungläubig schaute ich den zweiten an und schüttelte den Kopf mit einer verneinenden Geste. Er war von seinem Aussehen kaum älter als ich einzuschätzen. Ein weiteres Mal bestätigte er mir die Zahl 42. Fassungslos schaute ich ihn an, und dann merkten sie wohl, dass ich vielleicht etwas falsch verstanden hatte. Die beiden sind nicht 27 und 42 Jahre alt, sondern so lange ist ihre Gefängnisstrafe!!!! Das haute mich erst recht aus den Schuhen. Man stelle sich diese Zeit hinter Gittern vor.
Voll von neuen Impressionen verließen wir nach 30 Minuten das Gefängnis. Zuvor nahmen wir aber noch am "Kiosk" eine große Pizza mit. Auch beim Verlassen des Hochsicherheitstraktes mussten wir wieder mit dem Fingerabdruck unsere Identität bestätigen. Nachdem der Wärter mit scharfem Auge die Übereinstimmung anerkannte, durfte ich durch eine weitere Eisentüre wieder in die Freiheit. Ich musste wirklich zugeben, dass es schon ein befreiendes Gefühl war, wieder die Luft der Freiheit atmen zu können.
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